Sonntag, 26. September 2010

Freundschaft – welche Wertigkeit hat Sie? Was bedeutet Sie?

Freundschaft – welche Wertigkeit hat Sie? Was bedeutet Sie?

In der heutigen schnelllebigen Zeit sind die Menschen schnell dabei, scheinbare Freundschaften zu schließen. Dieser Umstand wird begünstigt durch das Internet und vor allem durch den suggerierten Glauben alles müsse im Leben schnell gehen, damit es gut geht.

In früheren Jahrhunderten wurde die Freundschaft höher bewertet und musste verdient werden. Es war eine Ehre und Verpflichtung zugleich, die auf gegenseitiger Achtung und Respekt voreinander begründet war. Ein Freund hätte nie einen Freund verraten oder gar das vertraute Wort missbraucht.

Und heute?

Viele Freundschaften sind reine oberflächliche Beziehungen ohne tiefere Wertigkeit. Es sind eigentlich nur Bekanntschaften, mehr nicht. Es besteht weder eine ordentliche Beziehungspflege, noch ein Interesse an einer Beziehung zu arbeiten.
Diese „Freundschaften“ sind weder auf Dauer noch auf Zuverlässigkeit ausgelegt. Im Grunde will keiner der Beteiligten wirklich eine tiefere Beziehung mit einer Verantwortung eingehen, damit aber wird auch nicht der Status einer wirklichen Freundschaft erreicht.

Einige Beispiele von Beziehungen, die eben nicht der Wertigkeit einer Freundschaft entsprechen, möchte ich hier geben.

Betrachten wir Männerfreundschaften, die eher den Status einer losen Bekanntschaft haben.

Günter und Harald sind angeblich die besten Kumpels. Günter fragt Harald, ob er sich bei ihm die Bohrmaschine ausleihen kann. Harald gibt sie ihm und fragt, ob er sich seinen Dampfstrahler ausleihen kann, im Gegenzug. Kein Problem. Jetzt hat Günter die Balkonplatten gereinigt und der Dampfstrahler ist noch nicht sauber. Harald nimmt den Dampfstrahler und denkt. – Der könnte wirklich Mal seine Geräte besser pflegen. Hoffentlich kriege ich meine Bohrmaschine heil zurück. - Er sagt kein Wort zu seinem angeblichen guten Freund. Dieses tut er später bei einem anderen guten Freund, mit den entsprechenden Ausschmückungen und Attributen.

Ist dies nun wahre Männerfreundschaft? Eher nicht!

Betrachten wir Frauenfreundschaften, die eher den Status einer losen Bekanntschaft haben.

Nicole und Babette sind angeblich die besten und treuesten Freundinnen. Ist dem wirklich so? An einem Sonntagmorgen stellt Babette fest ihr fehlen Eier, sie will Kalbsschnitzel Wienerart zu bereiten. Was soll es, wozu hat man die beste Freundin? Sie marschiert zwei Häuser weiter und fragt Nicole ob diese ihr Eier leihen kann. Sie sieht gleich die verheulten Augen, außerdem scheint es Nicole schlecht zu gehen. So fragt sie nach dem Grund. Nicole bittet sie um Verschwiegenheit, ihr ist der Vorfall äußerst peinlich. Was war geschehen? Nicoles bessere Hälfte hat wieder einmal die Nacht durchgezecht und ist im Suff gegen den Laternenpfahl vor der Haustür gelaufen. Sie hat ihm ins Haus geholfen, zu Bett gebracht und außerdem stinkt ihr Schlafzimmer wie eine Schnapsbrennerei. Das ist ihr sehr peinlich. Was macht unsere Babette? Die bedauert ihre „Freundin“ und bringt ihre Eier heil nach Hause auf den Küchentisch. Dann aber hat sie bereits den Telefonhörer in der Hand, um natürlich wieder eine ihrer besten Freundinnen zu informieren. Innerhalb kurzer Zeit weiß der halbe Ort bescheid. Spätestens am Montagmorgen im Bäckerladen, wird es dann so richtig peinlich für Nicole.

Ist dies nun wahre Frauenfreundschaft? Eher nicht!

Betrachten wir nun Freundschaften zwischen Mann und Frau.

In der heutigen Zeit geht es meist richtig schnell, hat ja keiner mehr so richtig Zeit. Der größte Teil der Beziehungen beginnt auf der Ebene der Triebe, sprich sexueller Reize, dabei wird aber keine tiefergehende Beziehungsebene angestrebt. Um es bildlich auszusprechen, da brennt lichterloh das Stroh. Nur wie lange brennt Stroh? Eben, viel zu kurz und dann bleibt kalte Asche zurück. Der Begriff Sommerliebe passt hier durchaus, die Qualität dieser Freundschaft ist zeitlich begrenzt. Nach ein paar Monaten sieht es dann so aus: Am Samstagabend will er im Fernsehen Sport sehen und sie würde gerne wieder einmal ein Restaurant besuchen. Es gelingt ihr mühsam, ihren Freund zu überzeugen. Sie gehen in das Restaurant, sitzen an einem Fensterplatz, er schaut gelangweilt zum Fenster hinaus, sie in die Speisekarte. Sie: „Liebling soll ich das Rumpsteak nehmen oder eher die Filetspitzen.“ Er meint dazu aus dem Fenster schauend. „Unser Club hat heute 2:0 gewonnen.“

Ist das noch wahre Freundschaft? Diese Beziehung wird doch mit großer Wahrscheinlichkeit gerade zu Grabe getragen.

Warum halten Freundschaften nicht, was sie scheinbar versprechen?

Oft werden Freundschaften zu schnell, zu oberflächlich und eben ohne Wertigkeit geschlossen. Hier gilt durchaus der alte Volksmund: Drum prüfe sich, was sich bindet!
Dieser Ansatz ist überhaupt nicht verkehrt und keineswegs überholt. Eine wahre Freundschaft ist tatsächlich eine Bindung auf Gegenseitigkeit. Es kommt nämlich entscheidend darauf an, welche Vereinbarungen getroffen sind. Das ist zwar kein eheähnliches Verhältnis aber dennoch ein partnerschaftliches Verhältnis, somit auf Wertigkeiten fußend, die geprägt werden von gemeinsam zu definierender Moral und Ethik. Der Anerkennung der Freundschaft, der Achtung und des Respekts voreinander.
Ein Beispiel: Vereinbaren Freunde über ihre Geheimnisse zu schweigen, dann ist dies verbindlich. Gute Freunde würden sich eher die Zunge abbeißen, als ihre Freundschaft zu verraten.

Nur so kann überhaupt eine Freundschaft wachsen und sich entwickeln hin zu einem großen und starken Vertrauensverhältnis. Im Grunde ist das Beziehungspflege, wahre Freundschaften entwickeln sich langsam und lassen sich Zeit im Wachstum. Der große Vorteil liegt darin, solche Gebilde wachsen wie ein Baum fest zueinander und erreichen die Festigkeit eines Felsen in der Brandung der See.

Solche Freundschaften sind demnach geeignet, zu einer Beziehung für ein Leben zu werden. Sie haben sich geprüft, ausgerichtet, vereinbart und zielorientiert, damit sind solche Beziehungen absolut alltagstauglich.

Am Ende vielleicht noch ein Spruch aus dem Volksmund: „Wahre Freundschaft hält ein Leben lang.“

Fazit: Wahre Freundschaften sind selten und damit ein sehr kostbares und wertvolles Gut.


© Bernard Bonvivant,

Autor des Romans „Das Chaos

1 Kommentar:

  1. Lieber Bernard, habe mit Interesse deinen Beitrag zu Freundschaften gelesen und kann dir da nur zustimmen. Echte Freundschaft beruht auf Gegenseitigkeit und ist ein Geben und Nehmen. Da sind auch Freundschaften im Internet nicht ausgeschlossen. Aber es ist immer zu hinterfragen, ob und welchen Sinn solche Freundschaften haben. Meistens ist man voneinander sehr weit entfernt und kann im Ernstfall nicht helfend eingreifen. Viele Freundschaften sind auch nur auf geschäftlichen Beziehungen aufgebaut und verdienen eigentlich das Wort Freundschaft nicht. Freundschaft ist für mich, für jemanden da zu sein, ihm zu helfen, dem Freund, der Freundin einen guten Rat zu geben, wenn dieser/diese nicht weiter weiß.
    Oder wenn ich mir aus dem Telefonbuch eine Hilfsorganisation aus der Gegend raussuche, wo der Hilfesuchende ist und diese bitte, bei dem Freund/der Freundin vorbeizuschauen und zu helfen.
    Soweit mein Verständnis zu echter Freundschaft, auch im Internet.
    Herzliche Grüße aus Salzburg,
    Gerhard

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