Mittwoch, 29. September 2010

Der Hexentanz zum Schlund der Hölle oder wie zaubert man sich weg

Der Hexentanz zum Schlund der Hölle oder wie zaubert man sich weg

Eine alte Frau, den Buckel krumm, das Haar schlohweiß, steht vor einer Feuerstätte in einem Wald. Auf dem Kopf einen schwarzer Hexenhut und in der Hand ihren Hexenstab. Ein schwarzer Mantel bedeckt ihren Körper.

Dieser Ort ist mystisch geweiht, schon ihre Urgroßmutter, ihre Großmutter und ihre Mutter kannten diesen geheimen Platz. Immer zur selben Zeit mitten in einer Vollmondnacht, sowie einer Neumondnacht versammelten sich die Frauen hier, um ihre Macht zu zelebrieren. Im Laufe der Jahre aber wurden es immer weniger Hexen, die zu diesem Platz kamen und nun ist sie die letzte ihrer Zunft.

Sie kann schon lange nicht mehr tanzen und laut singen. Was soll es, steht sie eben und flüstert ihre Beschwörungen in den Nachthimmel hinein. Vor ihr lodert die Flamme und nun gießt sie eine Flüssigkeit hinein, da beginnt die Flamme hell zu tanzen. Aus ihrer Manteltasche zieht sie ein Päckchen hervor, öffnet es und streut das Kraut auf ihre Hand. Die Hand führt sie zur Flamme hin und lässt das Kraut langsam hinab rieseln. Ein angenehmer Duft geht nun vom Feuer aus. Die Frau geht kurz hinüber zu einem jungen Baum, hier hängt ihre Tasche an einem Ast. Ein Buch wird aus der Tasche gezaubert, hastig wird darin geblättert.

Das Buch ist alt, der Text in einer alten Sprache, die Worte aber sind Hexenzauber. Endlich ist die passende Stelle gefunden. Die Hexe hält das Buch in Händen, steht vor der Flamme und flüstert ihre Litanei der Flüche. Aus ihrem Munde quellen die Verwünschungen hervor, prasseln hernieder auf die Flamen und nähren die Flammenzunge, die giert nach immer mehr.

Am Ende ihres langen Vortrages folgt der letzte Satz: „Feuer und Schwefel, Pest und Verderbnis, rotte aus das menschliche Leben.“ Sie blickt in die Flammen und wartet.
An einer anderen Stelle, kaum 200 Meter entfernt öffnet sich der Waldboden, Flammen züngeln empor und verbrennen die Erde, langsam frisst sich das Feuer vom Wurzelwerk an den Stämmen der umstehenden Bäume empor. Innerhalb von Minuten brennt der trockene Wald wie Zunder. Das Feuer bannt sich seinen Weg in Richtung der alten Hexe. Die Hitze ist enorm und die Kraft des Feuers nicht zu bändigen.

Ein Bauer sieht das Feuer und ruft die Feuerwehr. In den nächsten Stunden kommen die Feuerwehren aus den umliegenden Orten herbei, mehr als hundertzwanzig Feuerwehrmänner sind im Einsatz. Der Waldbrand entwickelt sich zu einer Katastrophe. Eine Gruppe von sieben Feuerwehrmännern wird samt Fahrzeug von den Flammen eingeschlossen und ihr Leben ausgelöscht.

Was aber geschah mit der Hexe? Sie starrte den Flammen entgegen und wartete. Der Boden riss immer weiter auf und die Gluthitze näherte sich ihrem Körper. Plötzlich geht alles ganz schnell, der Boden reißt auf einer Länge von gut zweihundert Metern auf und ein Flammenmeer verschlingt den geheimen Platz der Hexen mitsamt der Frau.
Die alte Hexe hat beim Verlassen, des Hauses vergessen das Licht im Flur auszumachen. Dem Nachbarn fällt dies am nächsten Tag auf. Er geht hinüber, um nach der Frau zu sehen. Die Eingangstür des Hauses ist nicht verschlossen und so sucht er im Haus nach der Frau. Diese ist spurlos verschwunden. Wenig später berichtet er seiner Frau von diesem Ereignis und sie beschließen die Polizei einzuschalten.

Die beiden Polizisten nehmen den Vorgang gelassen, so was kommt häufiger vor, meist tauchen die Vermissten wieder nach Stunden auf. Einer der Polizisten meint lächelnd. „ Wissen Sie, es war Vollmond gestern Nacht. Es ist gut möglich die alte Frau hat einen Spaziergang gemacht. Die kommt schon wieder zurück. Wir werden die Sache im Auge behalten.“

Im Radio läuft ein Hinweis zur Vermissten, in der Zeitung steht ein kleiner Beitrag und die Hexe bleibt, wie vom Erdboden verschluckt. Das löst natürlich Spekulationen aus über ihren Verbleib. Ein altes Weib weiß mehr zu berichten und es erzählt von Hexen und Waldgeistern. Bald schon sprudelt die Gerüchteküche voller Neuigkeiten.

Tage später ist die Frau immer noch verschollen und jetzt sagen die Leute ganz offen. „Das war eine alte Hexe und die hat sich weggezaubert.“ Dazu passt natürlich die Aussage einer Nachbarin. „Glauben Sie mir, ich habe die Frau auf einem Besen in den Himmel reiten sehen.“ Die Polizisten schütteln über so viel Unsinn den Kopf. Für sie steht fest, die Vermisste ist wahrscheinlich nicht mehr am Leben. Wo sie aber abgeblieben ist, können sie nun auch nicht wirklich sagen.

Was aber macht der Waldbrand? Es dauert immerhin gute drei Wochen, bis die Feuerwehr den Brand endlich unter Kontrolle hat. Immer noch brennt der offene Waldboden mit einer enormen Hitzeentwicklung. Unterirdische Waldbrände sind keine Seltenheit, sie sind sogar gefürchtet. Ein offener Brand ist leichter zu löschen, ein Brand des Waldbodens aber ist heimtückisch und schwer zu löschen.

Brennt es dann aber mit solch einer Wucht? Reißt die Erde dann so auf? Was war die Ursache dieses Feuers?

Die Antwort bringt ein Experte. In dem Waldgebiet verlaufen Kohleflöze, die sehr nah an der Oberfläche des Waldbodens liegen. Ein solches Flöz ist unter der Erde in Brand geraten. Die Flammen haben sich durchgefressen und eine enorme Hitze gebildet. Irgendwann kam dieser Brand dann an die Oberfläche und geriet mit der Luft in Berührung. Die Wirkung ist vergleichbar mit einem Brandbeschleuniger. Hat die Hexe den Brand beeinflusst?

Das ist eher unwahrscheinlich, sie war zur falschen Zeit am falschen Ort, ansonsten würde sie sicher noch am Leben sein. Die Frau selbst wird nie gefunden. Die Folge daraus wird sein, der Mythos wird Nahrung erhalten von der Hexe, die sich selbst weggezaubert hat in einer Vollmondnacht.

In 200 Jahren wird folgende Geschichte erzählt: Es gab einmal an diesem Ort eine Hexe die in einer Vollmondnacht spurlos verschwand. Seit diesem Tage geistert sie ruhelos durch den Ort. Immer wenn etwas Ungewöhnliches passiert, hat die Hexe ihre Finger mit im Spiel.


© Bernard Bonvivant, Schriftsteller


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