Samstag, 2. Oktober 2010

Tanz auf dem Vulkan

Tanz auf dem Vulkan

Schwarze Rauchwolken türmen sich zu Berge, die in den Himmel reichen. Am Boden kocht und speit die glühende Lava, verbrennt das fruchtbare Tal.

Einst lebten hier Milliarden Menschen, jetzt thront hier der Gott des Verderbens und der Gier. Seine wackeren Getreuen sind längst seelenlose Lebewesen.

Wer in sein Reich will, muss geloben, nur dem König des Geldes zu dienen. Wer in sein Reich will, muss bereit sein zum Wandel. Hinweg mit aller Menschlichkeit, werde nur noch zum gierenden Tier. Statt Augen braucht es Dollarnoten, der Trieb liegt im Materialismus. Werde nicht reich werde einfach noch reicher.

So stehen die Gewitter am Himmel und versammeln das Volk. Am Eingang zum Reich stehen lange Schlangen, heiß begehrend den Einlass. Die Wartenden tragen noch Kleider, doch bald werden sie schonungslos barfuß und nackt durch diese Welt wandeln.
Auf der anderen Seite steht auf einer grünen Wiese ein alter weiser Mann. Er spricht die vorbeiziehenden Menschenmassen an.

„Wohin des Weges meine Freunde? Seit ihr nicht ein wenig zu schnell auf Schusters Rappen unterwegs?“

Die meisten Leute würdigen ihn keines Blickes. Einige wenige Menschen bleiben stehen und schauen ihn verwundert an.

„Was geht es dich an, wohin wir eilen? Außerdem hast du keine Augen im Kopf? Deine Zeit ist abgelaufen, da in der Ferne wartet die neue Zeit. Wir werden über Gold laufen und die reinste Luft einatmen. Wir werden endlich Geld haben und wir werden nie wieder Armut erleiden.“

Der weise Mann schaut in die Ferne. Er sieht nur schwarzen Rauch und Lavaströme.

„Schaue genauer hin, du armer Tropf, da ist Sonnenschein und der Boden aus reinem Gold!“ Trotzig zeigen Sie in die Richtung des flammenden Glücks. Die Zukunft ruft und so schreiten sie wagemutig voran, ohne auch nur noch einen Blick nach hinten zu werfen.

Der alte Mann schaut den Vorbeiziehenden hinterher und ruft.

„So lauft doch in euer Verderben!“

Da spricht eine Stimme zu ihm.

„So lass es gut sein. Es ist ihr Verderben nicht das Deine.“

Erstaunt schaut der alte Mann sich um und sieht eine Schamanin am Wegesrand stehen. Sie lächelt ihn an.

„Schau doch nur, wie sie tanzen um ihre Lagerfeuer. Längst brennen ihre Fußsohlen und bald stehen die Tänzer lichterloh in Flammen. Sie vernichten sich selbst, was stört dich daran?“

Der alte Mann schaut auf das Treiben. Sein Blick wandert zur Schamanin, die nun neben ihm steht.

„Willst du auch zu diesem Vulkan gehen?“

Die Schamanin schaut ihn entrüstet an.

„Spinnst du alter Mann! Weißt du nicht welches die Aufgabe der Schamanen ist?“
„Doch, ich weiß, welche Aufgabe der Schamane hat, deshalb kann ich es auch nicht glauben.“

Die Schamanin breitet die Arme aus.

„Eben! Ich bin nicht gekommenen wegen der verlorenen Seelen, ich bin gekommen, um deine Seele zu retten.“

Der alte Mann überlegt einen Augenblick.

„Meine Seele? Ich werde nie zu diesem Vulkan gehen. Schau, sie nehmen wieder Billionen in die Hand, um das Feuer in Gang zu halten. Sie reichen dafür das wertlose Papier und glauben damit wäre ihre Welt aus dem Schneider. In Wirklichkeit ist ihre Welt am Ende. Sie wollen den Wandel und können nicht loslassen. Sie wollen die Zukunft und blicken doch zurück. Sie wollen ein besseres Leben und halten an ihren alten Werten fest. Ich warte eigentlich nur noch auf den großen Knall.“

Die Schamanin nimmt ihn an der Hand.

„Deshalb bin ich hier, um dich fortzuführen von diesem unsicheren Ort. Kommt der große Knall, dann ist auch dieses Fleckchen Erde dahin. Wir müssen hinauf auf den hohen Berg. In der Höhe haben wir die Übersicht. Der Tanz auf dem Vulkan wird zu Gemetzel und Blutrausch führen.“

Der weise Mann folgt der Schamanin und sie gehen über die Wiesen und Täler hinüber zu dem hohen Berg. An seinem Fuße legen die Wanderer eine Rast ein. Der alte Mann blickt ein wenig traurig in die Welt. Ein leichter Zug von Wehmut liegt in seinen Gesichtsfalten.

Die Schamanin klopft ihm aufmunternd auf die Schultern.

„Na mein Alter, was hast du für ein Problem?“

Der weise Mann schaut hinauf zum Berg. In weiter Ferne, nahe den Wolken kann er die Bergspitze erkennen. Der Aufstieg wird beschwerlich sein und kräftezehrend. Er steht auf.

„Ich habe kein Problem, eher eine Erkenntnis. Meiner Auffassung nach gibt es ein Weltenkarma und dieses Karma wiederholt sich so lange und so oft, bis es gelöst ist. Was in der nahen Zukunft passiert ist nicht neu. Am Vulkan spielen die Akteure wieder Gewinner – Verlierer, statt Gewinner – Gewinner. Es ist für mich eigentlich schon klar, wie dieser Tanz auf dem Vulkan ausgehen wird. Lass uns den Aufstieg wagen, droben am Gipfel wartet die Zukunft auf uns.“

© Bernard Bonvivant, Schriftsteller, Germany

Autor des Romans „Das Chaos

News from Tedora Paraguay

Steinritual - ERSTMALIG weltweit!

Stoneritual - Worldwide for the First Time!
RRitual de las Piedras - Por primera vez en el mundo!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen